"Mit unserem Carsharing ersparen wir der Stadt mindestens 1000 weitere Autos, das sind Parkplätze in der Größe von zwei Fußballfeldern."
Die Südnachrichten, ein Bürgerblatt für die Stadtbezirke im Braunschweiger Süden, hat uns gefragt. Und wir haben im Interview Antwort gegeben.

Sheepersharing hat sich in den letzten Jahren als innovatives Carsharing-Unternehmen in Braunschweig etabliert und trägt maßgeblich zur nachhaltigen Mobilität in Braunschweig bei.
Ein guter Grund, sich mit den Gründern Wolfgang Harms und Dr. Volker Eckhardt und der operativen Managerin Annett Harms über die Entwicklung von Sheepersharing sowie aktuelle Herausforderungen und Chancen zu unterhalten. Wünschenswert ist eine noch stärkere Präsenz in den Stadtteilen außerhalb der Innenstadt.
Frage: Was hat Sie persönlich dazu bewegt, ins Carsharing einzusteigen?
W. Harms: Wir sind da einfach Überzeugungstäter. Wir glauben, dass Autos, die 90% des Tages nur rumstehen, nicht sinnvoll sind. Sie verbrauchen Platz, der zumindest in der Stadt besser durch uns Menschen genutzt werden sollte. Mit unserem Carsharing ersparen wir der Stadt mindestens 1000 weitere Autos, das sind Parkplätze in der Größe von zwei Fußballfeldern.
V. Eckhardt: Wir wollen unseren kleinen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Und einen Sozialpolitischen Effekt erzielen wir ja auch: Auto-Mobilität ist teuer geworden. Die Kosten für Anschaffung, Steuer, Versicherung und Wartung läppern sich ganz schön zusammen, bevor überhaupt der erste Kilometer gefahren ist. Beim Carsharing kann jeder und jede über 21 Jahren und mit Führerschein sofort losfahren und bezahlt nur, was während
dieser Fahrt verbraucht wird.
Wie steht es aktuell ums Carsharing und wie sieht es bei Sheepersharing in Braunschweig aus?
W. Harms: In den letzten Jahren hat sich Carsharing auch in Braunschweig prächtig entwickelt. Unser Kundenzuwachs lag zeitweise bei fast 100%, im Moment melden sich im Schnitt 3 neue Nutzer jeden Tag an.
A. Harms: Inzwischen bieten wir mit 88 Fahrzeugen kleine Cityflitzer, komfortable Limousinen und auch Transporter an 46 Stationen an. Unsere „Schäfchen“ wie wir sie nennen, sind gut unterwegs.
V. Eckhardt: Deshalb haben wir unsere Prozesse noch stärker automatisiert, die Anmeldung bei Sheepersharing erfolgt inclusive Perso- und Führerscheinüberprüfung vollständig
digital. Einfacher geht’s nicht.
Sheepersharing ist in zentralen Stadtteilen stark vertreten. Was sind die Hauptgründe für diesen Fokus?
V. Eckhardt: Carsharing ist ein typischer „Kulturfolger“, d.h. nur wenn das ÖPNV-Angebot und die Fahrradinfrastruktur gut sind, funktioniert Carsharing. Sozusagen als Angebot für die Ausnahme von der täglichen Mobilitätsroutine. Dazu kommt dann noch eine hohe Wohndichte mit passender Sozialstruktur und äußere Bedingungen wie z.B. hoher Parkdruck. Alle diese Faktoren sind natürlich im östlichen und westlichen Ringgebiet
Braunschweigs optimal gegeben.
In vielen Außenbezirken gibt es nur wenige oder gar keine Fahrzeuge. Was sind die größten Hürden, die eine Expansion in diese Gebiete erschweren?
A. Harms: Es ist in den Außenbezirken tatsächlich schwierig. Nehmen wir unser „Schäfchen“ in Schapen. Dort teilen sich 11 Kunden ein Fahrzeug und fahren sehr regelmäßig. Im Süden haben wir den Stellplatz am Welfenplatz. Das Auto hat zwar ca. 20 verschiedene Nutzende aber deutlich weniger Buchungen. Beide laufen noch unter unseren
Zielvorstellungen.
Ist es ein Ziel, das zu verändern?
W. Harms: Grundsätzlich sind wir offen für einen weiteren Ausbau auch in den Randgebieten. Wir können als Firma allerdings dauerhaft kein Geld drauflegen. Nach einer Anlaufphase muss jeder Standort wirtschaftlich auskömmlich laufen.
A. Harms: Hilfreich sind immer sogenannte „Ankerkunden“, die einen Grundumsatz bringen. Das können Verwaltungen, Ingenieurbüros, Soziale Dienste oder andere Dienstleister sein, die für ihre Kundenbesuche Autos brauchen und kein eigenes Fahrzeug anschaffen wollen.
Was können Bürgerinnen und Bürger konkret tun, um die Verfügbarkeit von Carsharing-Angeboten in ihrem Stadtteil zu verbessern?
A. Harms: Das ist eigentlich ganz einfach. Diese Ankerkunden finden und oder auch z.B. eine Carsharing-Initiative bilden, in der mehr als 10 Menschen sagen „Ja, wir fahren in Zukunft mit einem Carsharing Auto und wir schlagen folgenden Stellplatz vor.“ Das schauen wir uns dann immer sehr ernsthaft an.
Welche Rolle spielen neue Technologien oder alternative Antriebe in der zukünftigen Strategie von Sheepersharing?
V. Eckhardt: Braunschweig will bis 2030 CO2-neutral sein. Das bedeutet für uns, dass wir auf Elekroautos umsteigen müssen. Und das wollen wir auch zusammen mit unseren Partnern bei BS|ENERGY und der Stadt Braunschweig umsetzen. Es fehlt im Moment noch an der Ladeinfrastruktur an unseren Stellplätzen und es fehlt einfach der kleine elektrische „Volkswagen“. Der muss ja noch nicht mal unbedingt von VW kommen (lacht). Aber im Ernst: Elektroautos machen Spaß, sie stinken nicht und werden über die Laufzeit auch kostengünstiger sein. Das ist ohne Zweifel der Weg in die Zukunft.
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